Siemens EQ900 Vollautomat im Test 2023
Ein Vollautomat, der die Anforderungen der Specialty Kaffee Welt erfüllt? Siemens neues Flaggschiff EQ900 will sich in die Spitzengruppe der Kaffeevollautomaten einreihen. Wir bei Coffee Circle haben getestet, ob der Siemens EQ900 hält, was er verspricht – und wie gut Espresso, Cappuccino und Co. aus dem Vollautomaten werden.
Der im Herbst 2022 vorgestellte Kaffeevollautomat EQ900 von Siemens ist der Nachfolger des bisherigen EQ.9. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um ein kleines Facelift, sondern um grundlegend neue Funktionalitäten. Siemens stellt nicht allzu oft neue Vollautomaten in der Siemens EQ Reihe vor. Zuletzt haben wir 2021 den Siemens EQ 700 Integral getestet. Der neue EQ900 bietet noch mehr Funktionen und kann vor allem bei der Mahlgrad-Einstellung punkten. Dazu mehr im ausführlichen Test unten.
Keine Zeit für den kompletten Artikel? Unser Fazit in 5 Sätzen:
Der Siemens EQ900 lässt sich dank großem Touchdisplay spielend einfach bedienen und bietet für einen Vollautomaten eine große Anzahl an Einstellungsmöglichkeiten – die sich auch in eigenen Profilen speichern lassen. Handhabung und Wartung sind bequem zu erledigen, zudem ist das Gerät sehr leise. Das entspricht genau unseren Erwartungen an einen Vollautomaten dieser Preisklasse. Die vielen optionalen Einstellungsmöglichkeiten schaffen einen guten Kompromiss zwischen Individualisierung und Komfort. Mit seinen guten Ergebnissen bei den Milchgetränken empfehlen wir den Vollautomaten vor allem für anspruchsvolle Fans von Cappuccino, Café Latte und Flat White.
Unsere Testübersicht
Der ausführliche Testbericht: Siemens EQ900 Vollautomat
Siemens bietet insgesamt 6 verschiedene Versionen des EQ900 an. Die allesamt hochwertigen Designs in “Dark Inox”, Schwarz oder Edelstahl unterscheiden sich vor allem unter dem Gehäuse: Einfaches oder doppeltes Mahlwerk, Kannenfunktion, Milch-Adapter inklusive oder extra. Da Siemens nun auf Zusatzbezeichnungen wie “plus”, “connect” oder “plus connect” verzichtet, ist ein Blick auf die exakte Modellnummer notwendig, um die verschiedenen Versionen zu vergleichen. Wir haben in unserem Vollautomaten Test das Modell “TQ907D03” verwendet – die Edelstahlvariante des EQ900 mit 2 Mahlwerken.
Vorteile:
- Elektronisches Mahlwerk
- Einfache Handhabung
- Leicht zu reinigen
- Guter Milchschäumer
- Zwei Bohnenbehälter
- Smart-Funktionen
Nachteile:
- Kunststoff-Auslauf
- Kleiner Trester-Behälter
- Einmal eingefüllte Bohnen sind nicht entfernbar
Aufbau und Vorbereitung
Das Unboxing und der Aufbau des EQ900 machen Spaß: Einfach zu entpacken und leichter als erwartet. Die einfache Installation ist auch für unerfahrene Vollautomaten-Nutzer:innen kein Problem; die Anleitung ist leicht verständlich. Zusammensetzen, Wasserfilter installieren, durchspülen lassen, Bohnen einfüllen, einschalten, fertig. Ein einfach verständliches Intro erläutert den Unterschied zwischen Barista und Comfort-Modus, und schon kann es mit der Kaffeezubereitung losgehen.
Für unseren Test verwenden wir unseren Vollautomaten-Kaffee Tiga Terra sowie den speziell auf die Nutzung in EQ Maschinen abgestimmten EQ. Espresso 75. Dank der zwei Bohnen-Behälter können wir beide Sorten gleichzeitig testen. Alles andere wäre auch kompliziert, denn wie bei vielen Vollautomaten lassen sich auch beim EQ900 einmal eingefüllte Bohnen fast unmöglich wieder entfernen. Wenn du also gerne mehrere Kaffee- oder Espresso-Sorten gleichzeitig verwenden möchtest, bspw. eine Sorte für Espresso und eine für Milchgetränke, ist die Wahl eines Gerätes mit zwei Bohnen-Behältern empfehlenswert.
So haben wir getestet
Egal ob Vollautomat oder Siebträgermaschine: Fast nie ist der erste Versuch das optimale Ergebnis. Während wir mit dem EQ. Espresso 75 vor allem das BeanIdent System und dessen Voreinstellungen getestet haben, mussten wir mit dem Tiga Terra ein bisschen experimentieren, bis wir einen guten Mahlgrad und passende Einstellungen für die einzelnen Kaffeespezialitäten gefunden hatten.
Wir haben klassischen Espresso und Café Crema sowie Cappuccino und Latte Macchiato zubereitet, aber auch Kaffeespezialitäten wie Flat White und Ristretto getestet. Mehrere Kolleg:innen haben an dem Test teilgenommen und ihre Meinungen sind in das Ergebnis eingeflossen. Unter den Testenden waren Vollautomaten-Nutzer:innen, Filterkaffee-Trinker:innen und Besitzer:innen von Siebträgermaschinen. Wir haben uns um eine ausgewogene Testgruppe bemüht, aber natürlich sind die Ergebnisse immer auch ein bisschen subjektiv. Technische Analysen wie die Messung des Extraktionsgrads haben wir für diesen Test nicht verwendet.
Technische Details (für die Version TQ907D03)
- Zwei Bohnenbehälter
- Zwei elektronisch verstellbare Scheibenmahlwerke aus Keramik
- 6,8 Zoll Touchdisplay
- Tassenwärmer
- beanIdent System
- 2-Tassen-Funktion
- Großer entnehmbarer Wassertank
- Bis zu 10 Nutzungsprofile
- Entnehmbare Brüheinheit
- Automatisches Reinigungsprogramm
- Alle technischen Details findest du hier auf der Produktseite.
Vorab: Die Bedienung des großen Touch-Displays ist sehr intuitiv und komfortabel. Unterhalb des Displays gibt es 6 ebenfalls Touch-sensitive Tasten, bspw. den Ein-/Aus-Schalter, die Einstellungen, die Reinigungsprogramme und eine Favoriten-Taste. Hier kann nur ein einzelnes Getränk hinterlegt werden – ob man sich bei mehreren Nutzer:innen auf einen Favoriten einigen kann, ist fraglich. Das Touch-Display reagiert schnell und verzögerungsfrei, auch bei Wischbewegungen. Das Menü hingegen ist etwas gewöhnungsbedürftig, manche Einstellungen sind etwas versteckt. Hier sollten aber auch nur selten Änderungen notwendig sein. Je nachdem, wie hoch ihr den Siemens Vollautomaten stehen habt, könnte ein schräg angebrachtes Display für noch etwas mehr Komfort bei der Bedienung sorgen.
ComfortMode vs. BaristaMode
Mit einem Knopfdruck lässt sich zwischen den zwei Modi des EQ900 wechseln: Es gibt einen ComfortMode und einen BaristaMode.
Der ComfortMode richtet sich an Nutzer:innen, die ohne viele Einstellungen ein gutes Ergebnis erzielen wollen. Der BaristaMode hingegen bietet weitere Feineinstellungen, hier können ambitionierte Nutzer:innen die Maschine noch passgenauer auf die Bohnen einstellen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Auch im ComfortMode lassen sich Stärke, Menge und Aroma anpassen. Zudem lässt sich der Bohnenbehälter auswählen. Besonders praktisch: Durch blaue LEDs am jeweiligen Behälter ist einfach und klar ersichtlich, welche Seite aktuell ausgewählt ist. Individuelle Anpassungen lassen sich im eigenen Nutzungsprofil speichern. So entfällt auch bei einer größeren Nutzungszahl das erneute individuelle Einstellen der Präferenzen – sehr komfortabel.
Nicht ganz intuitiv ist hingegen die Unterteilung in “Klassiker” und “coffeeWorld”. Warum ein Café Grande ein Klassiker sein soll, ein Ristretto hingegen nicht, erschließt sich nicht ganz. Dafür finden sich in der coffeeWorld auch Getränke wie der Flat White. Das ist ein schönes Zugeständnis an aufkommende Trends und die Specialty Coffee und Barista Welt.
Apropos Barista: Im BaristaMode lassen sich weitere Einstellungen vornehmen, wie bspw. die Brühtemperatur, der Mahlgrad und die Kontaktzeit. Zwar sind viele Einstellungen nur schrittweise möglich, dennoch gibt es hier weit mehr Möglichkeiten als bei den meisten Vollautomaten. Die gewählten Einstellungen lassen sich auch hier im persönlichen Profil speichern. So schmeckt der Ristretto wirklich jedes Mal gleich.
Elektronisches Mahlwerk aus Keramik
Der EQ900 punktet mit zwei elektronisch verstellbaren Mahlwerken. Das bedeutet, du musst nicht wie bei anderen Modellen von Hand das Mahlwerk verstellen, sondern der Vollautomat übernimmt dies für dich. Großer Vorteil dabei ist, dass du für die einzelnen Kaffeespezialitäten einen individuellen Mahlgrad einspeichern kannst und somit die Bohnen für deinen Espresso bspw. automatisch feiner gemahlen wird als für dein Café Crema. Du kannst dich auf deinen Kaffee freuen und musst nicht über den Mahlgrad nachdenken oder gar irgendetwas manuell verstellen.
Wir haben uns nach der Zubereitung den Trester (also das, was nach dem Kaffeebrühen im Abfall landet) angeschaut. Augenscheinlich sorgen die Keramik-Scheibenmahlwerke für ein relativ homogenes Mahlgut. Dafür spricht auch die Konsistenz bei der Zubereitung: Wir haben etliche Espressi zubereitet und miteinander verglichen, die erkennbaren Unterschiede des Mahlguts waren dabei minimal.
Zwischenfazit: Komfortabel und leise
Der Siemens EQ900 mahlt schnell und leise. Du kannst dir deinen morgendlichen Kaffee zubereiten, ohne die ganze Familie zu wecken. Gerade im BaristaMode punktet der Vollautomat mit den manuellen Einstellmöglichkeiten wie bspw. der Wassertemperatur. Eine tolle Weiterentwicklung zum EQ700, hier war nur die Wahl zwischen drei Brühtemperaturen ohne genaue Grad-Angabe möglich.
Die Kaffeespezialitäten überzeugen im Geschmack, schokoladige, aber auch fruchtige Noten des Kaffees lassen sich in der Tasse erkennen. Der Café Crema verdient seinen Namen und kann mit einer tollen Crema überzeugen. Beim Mahlgrad liefen unsere Tests fast immer auf die Verwendung eines sehr feinen Mahlgrads hinaus.
BeanIdent-System: Überflüssig oder Mehrwert?
Ganz neu ist das BeanIdent System des EQ900. Mit dieser Funktion werden laut Siemens “alle Einstellungen des Brühvorgangs optimal an die Bohne angepasst, damit die vollen Aromen extrahiert werden”. Mahlgrad, Wassertemperatur und Kaffeemenge werden also in Abhängigkeit von der Kaffeesorte an. Zugegeben, das BeanIdent System bietet aktuell nur für wenige Kaffeesorten einen Mehrwert, da die Optionen (noch?) ziemlich begrenzt sind. Coffee Circle bietet mit den EQ Kaffees jedoch zusammen mit Siemens entwickelte Röstungen an, die für die Nutzung in EQ Maschinen optimiert sind. Diese drei Röstungen lassen sich auch im BeanIdent System auswählen. Wir haben im Test die Zubereitung eines Espressos sowie eines Ristrettos aus EQ. Espresso 75 Bohnen getestet, da hier die Unterschiede stärker herausstechen als bei Milchgetränken. Bei der Zubereitung mit und ohne aktiviertem BeanIdent (und den jeweiligen Standard-Einstellungen) lassen sich klare Unterschiede herausschmecken. Sowohl beim Espresso als auch beim Ristretto mit BeanIdent kommen die schokoladigen Noten des EQ. Espresso 75 besser zur Geltung. Natürlich lassen sich die gleichen Einstellungen auch ohne BeanIdent durch Experimentieren herausfinden, BeanIdent bietet hier lediglich einen höheren Komfort. Wer keine EQ Bohnen verwendet, kann alternativ den Röstgrad (sehr hell, fruchtig bis extrem dunkel, markant) einstellen. Da sich aber auch helle Röstungen deutlich voneinander unterscheiden, kann der Mehrwert hier angezweifelt werden – womöglich lassen sich durch manuelle Einstellungen noch weit bessere Ergebnisse erzielen als mit BeanIdent.
Milchschaum: Königsklasse
Bei den Milchgetränken kann der Siemens Vollautomat seine Stärken ausspielen. Der feinporige Milchschaum hat eine tolle Konsistenz. Der Latte Macchiato überzeugt sowohl vom Geschmack als auch optisch, es bilden sich tolle Schichten im Glas. Dabei ermöglicht der besonders hoch verstellbare Auslauf auch die Nutzung von großen Gläsern.
Wir haben den integrierten Milchbehälter getestet. Dieser lässt sich bequem abnehmen und im Kühlschrank verstauen, wenn er nicht genutzt wird. Die Reinigung ist ebenso unkompliziert. Der zusätzliche Milchadapter, der direkt in die Milch-Packung gehängt wird, war bei unserem Modell nicht enthalten. Bei einem Modell dieser Preisklasse noch knapp 20 € zusätzlich für den Adapter zu verlangen, ist nicht unbedingt angebracht – hier hätten wir uns gewünscht, dass der Adapter in allen Varianten mitgeliefert wird. Gerade wenn verschiedene Milchalternativen genutzt werden, ist die Nutzung eines Adapters bequemer als der integrierte Behälter.
Die Reinigung: Wenig Aufwand und gut erläutert
Von Spülung des Milchschaumsystems über Komplettreinigung des Systems bis hin zur Entkalkung: Alle Reinigungsprogramme können einfach über das Menü gestartet werden. Auf dem großen Display laufen animierte Schritt-für-Schritt Anleitungen, die keine Rückfragen offen lassen. Auch ohne Vorkenntnisse ist es nicht notwendig, das Handbuch zu Rate zu ziehen. Die Reinigungsprogramme laufen zügig durch und scheinen effektiv zu sein.
Siemens bietet spezielle Reinigungstabletten an, ein Testexemplar ist im Lieferumfang enthalten. Die Reinigungstablette kann über einen Schacht im Bohnenbehälter eingeworfen werden. Das funktioniert auch bei einem vollen Bohnenbehälter gut. Ob die Nutzung der Reinigungstabletten von Siemens notwendig ist oder ob auch No-Name Alternativen ausreichen, sei dahingestellt.
Der relativ kleine, vor allem flache Trester-Behälter zwingt dich dazu, ihn öfters auszuleeren. Ist er zu voll, streikt der Vollautomat. Das mag etwas mehr Aufwand sein, wir würden dir aber sowieso empfehlen, den Trester und das Restwasser regelmäßig auszuleeren.
Unser Fazit
Der Siemens EQ900 ist ein Vollautomat der Königsklasse. Die vielen Funktionalitäten haben allerdings auch einen stolzen Preis – wenn du die Möglichkeiten zur Individualisierung nicht nutzen möchtest und dir ein Bohnenbehälter ausreicht, ist der EQ700 eine preiswertere Alternative.
Geschmacklich kommen bei den Kaffeespezialitäten aus dem EQ900 mehr Aromen durch, als wir von einem Vollautomaten erwarten würden. Natürlich kann der Vollautomat nicht mit der Zubereitung in einem Siebträger oder Handfilter mithalten – bietet dafür aber eben deutlich mehr Komfort und bequemen Kaffeegenuss auf Knopfdruck. Die mögliche Steuerung per App rückt dabei in den Hintergrund, über die Notwendigkeit lässt sich sicher streiten, macht aber sowieso weniger Spaß als die Bedienung am großen Display.
Das Siemens Flaggschiff kann problemlos mit den Premium-Modellen von Jura und anderen Herstellern mithalten; erzielt aus unserer Sicht sogar in vielen Punkten die besseren Ergebnisse. Letztendlich musst du selbst entscheiden, welche Faktoren für dich die wichtigsten beim Vollautomaten-Kauf sind.
Unsere Empfehlungen für den Siemens EQ900 Vollautomanten
Disclaimer
Siemens bzw. die BSH Group hat uns das Gerät zum Testen zur Verfügung gestellt. Zudem besteht wie im Text erläutert bei den EQ Kaffees eine Kooperation zwischen Coffee Circle und Siemens. Der Test ist dennoch unabhängig entstanden und Siemens hat keinen Einfluss auf die Inhalte genommen.