Sanitäranlagen für Kaffeekooperativen in Limu, Äthiopien
Im Rahmen unseres WaSH-Projekts haben wir nicht nur neue Trinkwasserquellen erschlossen und tausende Menschen mit sauberem Wasser versorgt sowie Hygienetrainings durchgeführt, sondern in enger Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe auch Sanitäranlagen in Limu, Äthiopien, aufgebaut und erweitert.
Das WaSH-Projekt, das aus drei Einzelprojekten besteht, ist das größte und aufwändigste, das wir in unserer Geschichte von Coffee Circle jemals durchgeführt haben. Es ist auch eines der wichtigsten und erfüllendsten, denn die Hygienebedingungen in Äthiopien sind teilweise katastrophal, dringend verbesserungsbedürftig. Also haben wir überlegt, was wir mit euren Spendengeldern von 1 € pro verkauftem Kilo Kaffee bewegen können.
In Kürze
- Projektvolumen: 56.241 € (+ 700.000 € für Verlängerung bis 2024, verteilt auf drei Teilprojekte)
- Umsetzungszeitraum: 2015-
- Region: Limu, Äthiopien
- Dörfer: Doyo Bikila, Doyo Tolie, Ilkie, Sakala Genefo and Andode Alaga
- Geo-Koordinaten: 36.65oE bis 36.76oE; 7.63oN bis 7.71oN
- Begünstigte: ca. 19.000 Menschen
Warum war dieses Projekt so wichtig?
Unsere Gesundheitsprojekte zielen darauf ab, die Trinkwasser- und Sanitärversorgung und die medizinische (Erst-)Versorgung in den Kaffeekooperativen zu verbessern. In Äthiopien ist dies besonders notwendig, wie ein Blick auf Statistiken zeigt und wie wir bei mehreren unserer Besuche bestätigt sahen. Coffee Circle-Geschäftsführer und Mitbegründer Martin Elwert schildert seine Eindrücke:
Stephan Eicke: Martin, wie kamen die Sanitär- und Hygiene-Teilprojekte unserer WaSH-Kampagne zustande?
Martin Elwert: Wasser war für uns schon immer ein großer “pain point.” Du kannst viel machen, aber wenn die Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, ist es sinnlos. Der Bau eines Brunnens ist schön, löst aber alleine die Probleme nicht. Wenn du in lokale Krankenhäuser gehst, sind dort die Top 10-Krankheiten aufgelistet. 9 von 10 sind hygienebedingt, wie zum Beispiel Lepra, eine Krankheit, von der ich dachte, dass es sie nicht mehr gibt. Infektionen, Durchfall, Magenbeschwerden … alles hängt mit mangelnder Hygiene zusammen.
Habt ihr schnell entschieden, dass Hygienetrainings alleine nicht reichen?
Ja. Die Welthungerhilfe und wir haben uns mit Wasserexperten beraten. Wir haben überlegt, wie viel Geld wir für welches Projekt ausgeben können, um das Problem der mangelnden Hygiene langfristig zu lösen. Die Experten haben uns schnell wissen lassen, dass sauberes Wasser alleine nicht hilft. In anderen Regionen hatten sie die Erfahrung gemacht, dass 80 % des Trinkwassers, das sauber aus einer Quelle kommt, sofort kontaminiert ist, sobald die Menschen es trinken. Dies hat sich bestätigt, als wir unsere eigenen Nachforschungen angestrengt haben. Es gibt in Äthiopien keine “0 % defecation rate”, was bedeutet, dass es noch immer Menschen gibt, die keine Toilette nutzen oder einen Ort haben, an dem sie regelmäßig ihr Geschäft verrichten. Es war also schnell klar, dass es da einen großen Bedarf gibt.
Wie wurde dieses Projekt umgesetzt?
Die Sanierung und der Bau von Toilettenanlagen für mehr als 18.900 Menschen verbessern die Hygienebedingungen enorm.
Zunächst musste entschieden werden, wo die Sanitäranlagen notwendig waren. Nicht nur die Kooperativen selbst hatten einen Bedarf, auch die lokale Schule, die von Kindern der Kaffeefarmer:innen besucht wurde, war nicht adäquat ausgestattet, wie ein Besuch vor Ort zeigte: Rund 1.000 Kinder mussten sich zwei Toiletten in Form von Erdlöchern teilen. Es wurde deutlich, dass unter solchen sanitären Bedingungen unsere Hygienetrainings keinen Effekt erzielen würden. So entschieden wir uns in Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe vor Ort, zusätzliche Toiletten zu bauen. Die Sanierung und der Bau von Toilettenanlagen für mehr als 18.900 Menschen verbessern die Hygienebedingungen enorm.
Der Bau der Sanitäranlagen ging Hand in Hand mit den Hygienetrainings, die ebenfalls vor Ort abgehalten wurden und über die wir hier im Detail berichten. Es gibt viele verschiedene Methoden, um diese Trainings zu gestalten. In unserem WaSH Projekt ist „Community Led Total Sanitation and Hygiene (CLTSH)” beispielsweise eine dieser Methoden. Ziel der Methode ist es, gemeinsam innerhalb der Dorfgemeinschaft “ODF (Open Defecation Free)” zu werden und zu bleiben. Das heißt, dass keiner der Bewohner mehr den Toilettengang im Freien verrichten muss. In den Haushalten, Dörfern (Geres) und Schulen innerhalb aller fünf Kebeles (Dorfverwaltungen) wurden regelmäßig Kontrollen anhand von Checklisten durchgeführt und von Gesundheitsmitarbeiter:innen betreut.
Unsere Kaffees aus Äthiopien
Was hat sich verändert?
Schon im Juni 2017 konnten wir einen Meilenstein feiern: Wir freuen uns sehr, dass fast alle Dörfer gemeinschaftliche Latrinen (also öffentliche Toiletten, die jedes Dorfmitglied nutzen kann) gebaut haben. Alle Haushalte haben ihre eigenen Toiletten, die menschliche Ausscheidungen in einer Grube sammeln. Diese Grube ist mit einer Platte bedeckt, in die ein Loch gesetzt wurde. Eine Kabine umgibt die Latrine als Schutz.
Auch wenn es einfach klingt, der Bau einer solchen Latrine ist es nicht, schließlich unterliegt die Konstruktion strengen Bestimmungen. Das Grundwasser darf nicht verunreinigt werden. Zudem muss entschieden werden, wann und wie die Grube geleert wird. Alle Haushalte haben nun die Möglichkeit, eine Latrine zu nutzen anstatt wie zuvor ihr Geschäft im Freien zu verrichten. Alle Materialien für den Bau dieser Toiletten, beispielsweise das Holz, stammen aus der Region selbst. Es wurde nichts importiert, sodass zur nachhaltigen Nutzung der Latrinen beigetragen werden kann. Auf diese Weise können sie schnell repariert werden.
Das Ziel, die “open defecation rate” auf 0 % zu setzen, hätte ohne die tatkräftige Unterstützung der lokalen Regierung und der von der Welthungerhilfe mitorganisierten Workshops zum Bau und Reinigung von Toiletten in den Haushalten wohl nie erreicht werden können. Einen entscheidenden Anteil trugen jedoch auch eure Spendengelder bei.
Im September 2021 haben wir einen Vertrag mit der Welthungerhilfe unterzeichnet, in dem wir uns verpflichtet haben, das WaSH-Projekt mit seinen drei Teilprojekten bis zum 31. Dezember 2024 fortzuführen uns mit insgesamt 700.000 € finanziell zu unterstützen. Die Planungs- und Evaluierungsphase ist am 1. September 2021 angelaufen und wird sechs Monate dauern. Über die nächsten Schritte und konkreten Umsetzungspläne werden wir euch selbstverständlich auf dem Laufenden halten.