Sauberes Wasser, Bildung und Medizin für 8.000 Menschen in Jimma
Am 7.12.2010 ging unser Online-Shop für Spezialitätenkaffees online. Damals war geplant, ausschließlich äthiopische Kaffees anzubieten. Unser erstes Produkt, Limu, entpuppte sich als großer Erfolg, sodass wir bereits im ersten Jahr durch den Verkauf knapp 6.000 € Spenden für drei Projekte in der Kooperative Ilketunjo aufwenden konnten.
In dem Dorf, nahe der Schule, haben wir einen Brunnen gebaut, um der Kooperative Ilketunjo Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Darüber hinaus haben wir die Schule mit Mobiliar, Büchern, anderem Lernmaterial und einem Sportplatz ausgestattet. Das Ziel war, sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen zu motivieren. Das ist gelungen: Im Vergleich zu den vorherigen Jahren haben weniger Schüler:innen die Schule abgebrochen. Auch besuchen sie den Unterricht regelmäßiger. Zudem haben wir gemeinsam mit einem Arzt und einigen Krankenschwestern die Gesundheitsstation in Ilketunjo mit grundlegenden Instrumenten und Medikamenten ausgestattet.
In Kürze
- Projektvolumen: 5.095 €
- Umsetzungszeitraum: Februar 2011 – 2012
- Region: Jimma, Äthiopien
- Kooperative: Ilketunjo
- Geo-Koordinaten: 7.481238047821042, 36.07923623228952
- Begünstigte: ca. 7.600 Menschen (inkl. betroffener Haushalte)
Warum waren diese Projekte so wichtig?
In der Kooperative Ilketunjo, von der wir unseren Limu Kaffee bezogen haben, gab es keine direkte Trinkwasserversorgung. Zudem war der Unterricht an der Grundschule nur eingeschränkt möglich aufgrund mangelnder Lernmaterialien und Möbel. Aufgrund dieser Mängel brachen viele Schüler:innen ihre Schulbildung vorzeitig ab oder erschienen nur unregelmäßig zum Unterricht. Bei Gesprächen mit den Schüler:innen wurde auch schnell deutlich, dass sie sich einen eigenen Sportplatz wünschen, der zuvor fehlte. Bei unseren ersten Besuchen in Jimma, Äthiopien, wurde schnell klar, wo zuerst angesetzt werden soll: Einwohner:innen beklagten die mangelnde Trinkwasserversorgung und die fehlende Motivation bei Schüler:innen und Lehrer:innen zugleich. Gemeinsam haben wir uns daher mit Hilfe der ersten Coffee Circle Spenden diesen Projekten zugewandt.
Wie wurden die Projekte umgesetzt?
Für Spenden im Wert von 1.000 € konnten wir mit Hilfe eines Fachberaters des lokalen “Water Office” einen Brunnen bauen, der rund 2.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt hat.
Die Projekte entstanden in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Gemeinde. Bei einem unserer ersten Besuche in der Region haben unser Mitbegründer Martin Elwert und seine Kollegen die Gelegenheit genutzt, sich mit den Dorfältesten zu unterhalten, um ihnen unser Konzept zu erläutern: Als Direct Trader kaufen wir Kaffee, geben von dem Verkauf dann an die Gemeinde zurück, indem wir jene Projekte unterstützen, die von den Einwohner:innen als dringend empfunden werden. Bei einem ersten Gespräch kristallisierte sich heraus, dass die Männer eine asphaltierte Straße sowie Laptops als notwendige Maßnahmen für ihre Gemeinde ansahen, während Frauen und der zuständige Arzt etwas ganz anderes im Auge hatten: einen Brunnen für sauberes Trinkwasser. Bis dahin oblag es den Frauen, regelmäßig reines Wasser über mehrere Kilometer in die verschiedenen Haushalte zu transportieren. Für Spenden im Wert von 1.000 € konnten wir mit Hilfe eines Fachberaters des lokalen “Water Office” einen Brunnen bauen, der rund 2.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt hat.
Stephan Eicke: Was kam nach dem Brunnen, Martin?
Martin Elwert: Wir haben die lokale Schule ausgestattet. Du hast 100 bis 120 Kids pro Klasse, auch unterschiedlichen Alters. Die Lehrer:innen werden zentral ausgebildet, zum Beispiel in Addis Abeba oder in Jimma. Dann werden sie, egal wo sie herkommen, auf das Land geschickt. So kann es passieren, dass jemand, der aus dem Südwesten kommt, im Nordosten des Landes unterrichtet. Dann müssen sie in jenen Einrichtungen leben, die zur Verfügung stehen. Das sind oft einfachste Hütten. Wenn jemand aus Addis kommt und dort in einem Student:innenenwohnheim gelebt hat, ist das zunächst eine Umstellung. Die Motivation ist sehr hoch für das, was ihnen dort geboten wird. Sie sinkt aber, wenn sie nicht einmal ordentliche Materialien haben, mit denen sie arbeiten können. Sie hatten keine ordentlichen Bücher, keine guten Tafeln, die Kinder hatten nicht einmal Hefte, in die sie schreiben konnten.
Unsere Kaffees aus Äthiopien
Dank der Coffee Circle Spenden erhielten Schüler wie Lehrer unter anderem Übungsbücher und Stifte im Wert von 1.200 € sowie Mobiliar im Wert von 1.900 €. Durch ein Ausleihsystem profitieren alle Schüler:innen von dieser Verbesserung. Wir haben außerdem den genauen Bedarf an Tischen und Bänken festgelegt. Alle Möbel wurden von Schreinern in der Provinzhauptstadt Jimma angefertigt. Zudem haben wir auf Wunsch der Schüler:innen einen Sportplatz gestaltet, indem ein abfallender Hang begradigt und als Volleyball- wie Fußballfläche ausgestattet wurde. Dafür wurden 700 € Spendengelder aufgewendet.
Stephan Eicke: Gibt es etwas, das ihr im Rahmen des ersten Jimma- beziehungsweise Coffee Circle-Projekts gelernt habt?
Martin Elwert: Ja. Es gab eine Krankenstation, einen sogenannten health post. Die sind nicht ständig besetzt, aber eine Krankenschwester kommt regelmäßig vorbei. Diese Krankenstation befand sich in einem separaten Gebäude im Dorf, es stand allerdings keine Behandlungsliege darin. Wir haben diese Liege, einen Stuhl und Medizin angeschafft. Die Liege und der Stuhl sind noch immer dort, werden auch nach wie vor genutzt. Aber Medizin war im Nachhinein eine dumme Idee. Sie war schnell verschwunden. Wir haben ein paar Grundsatzprinzipien, von denen eines ist, keine Abhängigkeit zu schaffen. Das heißt, wir würden niemanden anstellen oder Verbrauchsgüter anschaffen, die wir stets nach Verbrauch neu besorgen müssten. Diese Erwartungen können wir nicht erfüllen. Damals fanden wir das noch sinnvoll. Diese genannten Projekte – der Brunnen, die Schule, die Krankenstation – haben wir gestemmt. Die NGO TechnoServe hat uns mit ihren Fahrzeugen unterstützt, die wir nutzen konnten.
Von der zuständigen lokalen Regierung hatten wir die Zusage erhalten, für die Bereitstellung und die regelmäßige Anwesenheit von medizinischem Personal vor Ort zu sorgen. So konnte die medizinische (Erst-)Versorgung von rund 3.000 Kooperativenbewohner:innen gewährleistet werden. Für die Ausstattung der Gesundheitsstation wurden 1.150 € Spendengelder ausgegeben.
Was hat sich verändert?
Die Ausstattung der Schule und Einrichtung des Sportplatzes waren von großem Erfolg gekrönt: 1,5 Jahre nach der Projektumsetzung haben wir gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation TechnoServe eine Evaluierung durchgeführt. In der Schule in Ilketunjo findet inzwischen Unterricht bis zur 8. Klasse statt (nicht mehr nur bis zur 5. Klasse wie zuvor). Die Schulabbrecherquote ist von durchschnittlich 6 Kinder auf 2 Kinder gesunken. “Wasser ist eine Treibkraft”, so Martin Elwert, “die Bildung selber, aber auch die Möglichkeit, durch den Sportplatz zusätzlich Zeit an der Schule verbringen zu wollen.”
Durch den Bau des Brunnens und damit die Versorgung der Gemeinde mit sauberem Trinkwasser konnte vielen Krankheiten entgegengewirkt werden. Allerdings erwies sich die Planung des Brunnens im Nachhinein als problematisch: Auf Anweisung des Wasserbeauftragten der Regierung war er auf einer Anhöhe – vor dem Regierungsgebäude – gebaut worden, an einer Stelle, an der tief gebohrt werden musste, um an das Grundwasser zu gelangen. Nach einigen Jahren versiegte die Quelle. Der Brunnen wurde von der Gemeinde später erneuert, bevor das gesamte Dorf an unser WaSH-Projekt in Äthiopien angeschlossen wurde, um die ganze Region mit sauberem Wasser zu versorgen.