Espressomaschinen Ratgeber
Bei Angeboten von Espressomaschinen triffst du häufig auf verwirrende technische Bezeichnungen. Doch was sind eigentlich Einkreiser, Zweikreiser und Dualboiler? Und welche Maschine passt am besten zu deinen persönlichen Ansprüchen? Wir von Coffee Circle helfen weiter.
12 Espressomaschinen im Test
Du bist auf der Suche nach der passenden Maschine für dich? Wir stellen dir unsere Testsieger vor.
Welche Espressomaschine eignet sich am besten für mich?
Um das Getränk zu zaubern, das wir alle so sehr lieben, wird zunächst Wasser in einem Kessel oder mittels Durchlauferhitzer auf ca. 90 °C erhitzt. Anschließend wird es unter einem Druck von etwa 9 Bar durch feines Kaffeepulver gepresst. Der nötige Druck wird dabei entweder durch einen Hebel oder eine Pumpe erzeugt. Da ein vollmundiger Espresso die Basis vieler leckerer Milchgetränke ist, verfügen Espressomaschinen fast immer auch über eine Dampflanze, mit der man cremigen Milchschaum erzeugen kann. Eine Espressomaschine produziert also einerseits heißes Wasser für den Espresso und andererseits Wasserdampf für den Milchschaum.
Da die verschiedenen Prozesse unterschiedliche Anforderungen an die Espressomaschine stellen, beginnt die Auswahl der richtigen Maschine mit einer Frage an dich selbst:
Wie oft will ich Milchgetränke mit meiner Espressomaschine zubereiten?
Wenn dein Fokus auf dem klassischen Espresso liegt und du nur für den Sonntagsbesuch einen Cappuccino zubereitest, solltest du dich nach einem Einkreiser umschauen. Ein Zweikreiser ist die richtige Wahl, wenn du und der Rest der Familie regelmäßig Milchgetränke trinken. Die Alleskönnerin unter den Espressomaschinen ist der Dualboiler. Diese Maschinenart ermöglicht die absolute Optimierung deines Espressos und jeglicher Milchgetränke, lohnt sich aber meist erst für richtige Perfektionisten.
Der Aufbau einer Espressomaschine
Drei Elemente machen eine Espressomaschine aus: Die Pumpe, der Kessel (auch Boiler oder Wärmetauscher) und die Brühgruppe. Die Bauweise des Kessels und der Wasserleitungen gibt an, ob es sich bei einer Espressomaschine um einen Einkreiser, Zweikreiser oder Dualboiler handelt.
1. Die Pumpe
2. Der Kessel
3. Die Brühgruppe
1. Die Pumpe - das treibendende Element
Hersteller heutiger Espressomaschinen setzen überwiegend auf elektrisch betriebene Pumpen. Dabei gibt es zwei Systeme, die kurz beleuchtet werden sollen: Die Vibrationspumpe dominiert das Segment der Haushaltsmaschinen, da sie preiswerter und platzsparender ist. Laut eines Vergleichstests steht diese Variante einer wesentlich teureren Rotationspumpe geschmacklich in nichts nach. Den höheren Preis rechtfertigt die Rotationspumpe zum einen durch eine wesentlich höhere Kapazität, wodurch sie mehrere Brühgruppen mit konstantem Druck versorgen kann und zum anderen durch bessere Robustheit und Laufruhe. Besonders aufgrund letzterer Merkmale ist sie auch für anspruchsvolle Heimbaristi interessant.
2. Der Kessel - das Herzstück einer Espressomaschine
Zur groben Einteilung betrachten wir eine der wichtigsten Komponenten: Den Kessel. Bei der Wahl sollten die eigenen Trinkgewohnheiten stets bedacht werden: Richte ich meinen Fokus auf den Bezug von Espressi, oder möchte ich für mich oder sogar mehrere Gäste Milchgetränke servieren?
Der Kessel enthält das Wasser für das Brühen des Espressos bzw. den Dampf zum Schäumen der Milch. Diese werden durch ein Heizelement auf die ideale Temperatur gebracht, die möglichst konstant gehalten werden sollte – hilfreich sind dabei vor allem Merkmale wie eine P. I. D. Temperatursteuerung oder ein isolierter Kessel. Ein weiterer Faktor ist die Größe des Kessels, mit der sich die Kapazität des Wasser- und Dampfbezugs erhöht.
Die verschiedenen Maschinentypen
Der Einkreiser
Bei Einkreiser-Espressomaschinen bildet ein einziger Kessel den Kern und beliefert Brühgruppe und Dampflanze zugleich. Damit gehen starke Einschränkungen einher, sollte nicht nur der Bezug von Espressi, sondern auch von Milchgetränken wie z. B. Cappuccino oder Latte Macchiato gewünscht sein. So liegt die optimale Temperatur für die Brühgruppe bei um die 90 °C, doch um den nötigen Dampf für einen samtigen Milchschaum entstehen zu lassen, sind deutlich mehr als 100 °C nötig. Da nicht zwei verschiedene Temperaturen gleichzeitig in einem Wasserkreis existieren können, muss die Temperatur des Kessels beim Wechseln von Brühwasser- zu Dampfbezug durch Aufheizen angepasst werden. Somit kann die resultierende Wartezeit zwischen den zwei Bedienungsmodi ein wesentlicher Faktor bei der Kaufentscheidung sein.
Der Zweikreiser
Die Funktionsweise des Zweikreisers umgeht diesen Engpass bei der Zubereitung von Milchgetränken. Ein großer Kessel mit heißem Wasser für den Teebezug und satten Dampf zum Milchschäumen bildet den ersten Wasserkreislauf mit Temperaturen von über 100 °C. Dieser Kessel umgibt eine kleine Wasserkammer, in die frisches kaltes Wasser vom Tank oder Festwasseranschluss strömt. Beim Durchlaufen des wesentlich heißeren Dampfkessels heizt sich dieses Wasser auf die ideale Brühtemperatur auf. Diese ergibt sich aus der Kombination von Durchlaufzeit und Umgebungstemperatur. So wird der gleichzeitige Bezug von Brühwasser und Dampf ohne störende Wartezeiten ermöglicht. Achtung ist geboten, sollte längere Zeit kein Espresso bezogen werden, da das Wasser in der Kammer bei längerem Stillstand die Temperatur des Dampfkessels annimmt, die weit über der Idealtemperatur liegt. Gelöst wird dieses Problem am besten damit, Wasser über den Brühkopf abzulassen. Dies füllt die Kammer vor dem Brühvorgang mit frischem kalten Wasser.
Der Dualboiler
Der Dualboiler ist eine relativ neue Errungenschaft der Kaffeewelt – zwei separate Kessel für Brühwasser und Dampf ermöglichen vollkommen neue Dimensionen der Kapazität und Kontrolle. Espresso und Dampf können bei professionellen Dualboiler-Maschinen fast endlos und gleichzeitig bezogen werden, ohne Schwankungen in Druck oder Temperatur hinnehmen zu müssen. Zudem können Druck und Temperatur beider Kreisläufe individuell angepasst werden.
Der Thermoblock
Eine Thermoblock-Maschine funktioniert wie eine Kaffeemaschine mit Durchlauferhitzer. Das Wasser durchfließt ein spiralförmiges Rohr, das in einem Aluminiumblock eingelassen ist und wird dabei mit Hilfe eines Heizstabes erhitzt. Da Thermoblock-Maschinen keinen Kessel besitzen, sind sie extrem schnell einsatzbereit. Sie sind zudem sehr wartungsarm, da nach dem Espressobezug das Wasser sofort wieder aus dem Rohr abgelassen wird. Somit hat Kalk keine Zeit sich an der Wand des Rohrs abzulagern. Natürlich gibt es auch Nachteile. Eine Espressomaschine mit Thermoblock wird sehr heiß, da der Thermoblock natürlich eine höhere Temperatur aufweisen muss, um das durchfließende Wasser zu erhitzen. Dies tut er bei einer normalen Fließgeschwindigkeit gut. Schwankt die Geschwindigkeit aufgrund der Dichte des Pucks (komprimiertes Kaffeemehl im Siebträger) kann das Wasser zu kalt oder zu heiß austreten. Espressomaschinen mit Kessel sind hier flexibler. Ein weiterer Nachteil ist der Dampfbezug, der sehr schwerfällig auftreten kann. Der Dampf wird erzeugt, indem kleine Wassermenegen in die Spirale gespritzt werden, welche sofort verdampfen. So ist der Dampf meist wässriger und hat weniger Druck.
3. Die Brühgruppe - das letzte Glied in der Kette
Schließlich bestimmt noch die Brühgruppe über die Qualität in der Tasse. Hierbei setzt Faema seit 1961 mit der E61 den Standard – diese besteht hauptsächlich aus drei revolutionären Elementen. Eine spezielle Mechanik aus Federn und Ventilen ermöglicht das Ableiten des verbleibenden Drucks nach dem Brühvorgang. Zudem ergibt sich die Möglichkeit einer Präinfusion, bei welcher nicht sofort heißes Wasser mit hohem Druck auf das Kaffeepulver trifft, sondern zuvor eine kleine Menge Wasser mit wenig Druck das Kaffeepulver festigt und vorquellen lässt. Schließlich noch das Element der Thermosyphon – hierbei wird ein Wasserkreislauf vom Kessel durch die Brühgruppe geleitet, wodurch diese stets optimal beheizt ist. Nur bei zu langem Stillstand des Wassers durch seltenen Espressobezug (vgl. mit dem Zweikreiser) kann diese überheizen und ein vorheriger “Flush” ist notwendig.
Sonstige wichtige Begriffe oder Funktionen
Aufheizzeit
Die Espressomaschine ist erst dann für den Espressobezug bereit, wenn die Brühgruppe richtig heiß ist. Wenn du morgens nicht so viel Zeit zum Warten hast, lass heißes Wasser durch die Brühgruppe laufen, so erhitzt sie sich schneller. Die Aufheizzeit hängt vom Kesselvolumen ab und liegt bei ca. 10 – 15 Minuten. Espressomaschinen mit Thermoblock besitzen keinen Kessel und sind deshalb sehr viel schneller einsatzbereit, meist schon nach 2 – 3 Minuten.
Automatisches Abschalten
Erfolgt bei Wassermangel im Tank. Diese Funktion erklärt sich von selbst und ist bei Maschinen mit kleineren Wassertanks besonders sinnvoll und wirkungsstark. Wenn vor der Benutzung der Maschine kein Wasser im Tank vorhanden ist, kann der Kessel überhitzen und das Material beschädigt werden.
Boiler
Der Boiler (auch Kessel genannt) ist das Herzstück der Espressomaschine. Hier wird Wasser für den Espressobezug oder für den Dampfbezug erhitzt. Je nach Bauart besitzt eine Espressomaschine einen Kessel (Einkreiser & Zweikreiser) oder zwei Kessel (Dualboiler). Je größer der Kessel, desto mehr Wasser/Dampf steht dir für den Espressobezug zur Verfügung. Möchtest du morgens nur einen Espresso trinken, reicht ein kleiner Kessel. Trinkst du nachmittags gerne mit Freunden oder Familie mehrere Cappuccino, solltest du dich nach einem Zweikreiser mit einem größeren Kesselvolumen umsehen. Mehr Details s.o.
Entlüftungsventil auch Unterdruckventil oder Vakuumventil
Damit die gewünschte Wassertemperatur im Kessel erreicht wird, schließt sich das Entlüftungsventil sobald die Luft dem entstandenen Wasserdampf im Kessel entwichen ist. Mit Hilfe der Physik lässt sich erklären, warum keine Luft im Kessel sein sollte: Bei einem Luft-Dampfgemisch würde sich bei gleichem Druck eine niedrigere und somit falsche Wassertemperatur einstellen als bei reinem Dampfdruck im Kessel.
Expansionsventil oder Überdruckventil
Damit der gewünschte Brühdruck von ca. 9 Bar nicht überschritten wird, öffnet sich das Expansionsventil bei Erreichen dieses Druckes und leitet überschüssiges Wasser ab. Dadurch schützt es außerdem den Kessel, die Pumpe und unterschiedliche Leitungen.
Hysterese
Die Hysterese wird häufig als Synonym für die Spannbreite an möglichen Temperaturen verwendet, die sich durch die Bimetall-Thermoschalter bei Einkreisern ergeben. Eine große Hysterese bedeutet also eine große Spannbreite an möglichen Kesseltemperaturen, was für die Anwendung eines P. I. D. sprechen würde.
Kesselkapazität
Die Kesselgröße bestimmt, wieviele Espressi am Stück gezogen werden können. Je größer der Kessel, desto mehr Wasser in gleicher Temperatur wird zur Verfügung gestellt.
Kesselmaterial
Kessel werden aus Edelstahl, Kupfer, Aluminium oder Messing gefertigt, wobei Kupfer- und Messingkessel eine größere Tradition haben. Hochwertige Kupferkessel sind meist in Zweikreisern und Dualboilern verbaut. Kessel aus Edelstahl sind meist in Einkreisern zu finden. Richtig hochwertige Maschinen greifen ebenfalls auf Kessel aus Edelstahl oder beschichtete Kupferkessel zurück. Edelstahl ist ein robustes, langlebiges Material, es ist günstiger im Einkauf als Kupfer oder Messing und lässt sich problemlos entkalken. Im Vergleich sind Kessel aus Aluminium kritischer zu betrachten und müssen vorsichtig entkalkt werden.
Manometer oder Druckmessgerät
Der Name sagt es bereits, ein Manometer gibt Auskunft über den vorherrschenden Druck an einer bestimmten Stelle. Je nach technischer Ausführung einer Maschine zeigt das Manometer z.B. den Kesseldruck oder den tatsächlichen Brühdruck an, also den Druck, mit dem das Wasser im Siebträger durch das Kaffeemehl gedrückt wird.
P.I.D. – Proportional Integral Derivative
P.I.D. werden zur Regelung der Brühwassertemperatur in Espressomaschinen eingesetzt, wobei P, I und D jeweils für einen eigenen Regler stehen. Der P-Anteil misst die Isttemperatur im Vergleich zur Solltemperatur und entscheidet, ob mehr geheizt oder die Heizleistung gedrosselt werden muss. Der I-Anteil bezieht in seiner Messung auch die vergangene Zeit mit ein, in der die Temperatur nicht der Solltemperatur entsprochen hat und regelt somit die Stärke der Heizleistung. Zuletzt berücksichtigt der D-Anteil weitere Einflüsse auf die Wassertemperatur, z.B. das Zufließen von Kaltwasser und dämpft oder verstärkt die Heizleistung zusätzlich. Die drei Anteile wirken gemeinsam als PID-Regler.
Pressostat
Der Pressostat ist ein Druckregler, der im Kessel von Zweikreisern oder im Dampfkessel von Dualboilern verbaut ist. Bei Druckabfall bewirkt der Pressostat die Einschaltung der Heizung und reguliert somit indirekt die Temperatur.
58 mm Siebträger
Du solltest außerdem darauf achten, dass der Siebträger deiner Espressomaschine dem Industriestandard von 58 mm entspricht. Kleinere Durchschnitte sind häufig unpraktisch, da sie mit maximal 14-15 mg Espressopulver befüllt werden können und deswegen deinen geschmacklichen Spielraum leicht eingrenzen. Darüber hinaus findest du für 58 mm eine größere Auswahl an Ersatzteilen und Tampern.
Fazit: Worauf du beim Kauf achten solltest
Bei der Entscheidung, welche Espressomaschine am besten die individuellen Anforderungen erfüllt, empfiehlt es sich vorerst nach der Art des Kessels zu sortieren. Einkreiser sind der preisgünstige Einstieg in die Welt schmackhafter Espressi, zeigen aber auch schnell ihre Schwäche, sollten einmal mehrere Cappuccino in kurzer Zeit zubereitet werden. Gute Zweikreiser ab ca. 1.000 € lösen das Problem. Dualboiler lohnen sich erst für richtige Perfektionisten oder bei Herstellung zahlreicher Heißgetränke.
Wenn du auf der Suche nach der richtigen Maschine für dich bist, dann schau in unserem Espressomaschinen Test vorbei. Wir haben verschiedene Maschinen aus allen Preisklassen ausführlich für dich getestet.
Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Die passende Mühle sollte mindestens den gleichen Stellenwert wie die Espressomaschine einnehmen, da nur ein gleichmäßiges Mahlgut zu einem guten Espresso führt.