Kaffeeland Brasilien

Brasilien – das größte Kaffeeland der Welt

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Deutschland gehört zu den größten Abnehmern brasilianischen Kaffees. Es wird also höchste Zeit, uns jenes Land einmal genauer anzuschauen, aus dem wir schon seit vielen Jahren Specialty Coffee beziehen.

Brasilien ist ein Land der Superlative: Es ist das größte Land Südamerikas, der #1 Kaffeeproduzent und -exporteur seit 150 Jahren. Der größte Hafen Lateinamerikas liegt in Santos, und ganz davon abgesehen hat Brasilien die schönsten Strände und den besten Caipiriñha.

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Café do Brasil – so fing alles an

Anfang des 18. Jahrhunderts schmuggelte ein Portugiese erstmals Kaffee nach Brasilien. Während die Pflanze anfangs im heimischen Garten angepflanzt wurde, eroberte sie das Land in den folgenden Jahrzehnten im Sturm. Großgrundbesitzer begannen mit der industriellen Produktion von Kaffee – völlig unüblich verglichen mit dem Kaffeeanbau in anderen Ländern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kristallisierten sich “Kaffeebarone” heraus, die große Plantagen mit afrikanischen Sklaven führten und auch den Böden ihrer Plantagen alles abverlangten. Erst 1888, mit der Abschaffung der Sklaverei, endete die Ausbeutung afrikanischer Arbeiter auf privaten Plantagen. Der Anbau von Kaffee wurde in den Folgejahren intensiv durch die Regierung unterstützt, indem Investitionen in die Infrastruktur oder Maßnahmen zur Sicherung stabiler Preise getätigt wurden. Das zahlte sich aus: Bis heute gilt Brasilien als der Kaffee-Gigant schlechthin. Das Land ist ein so großer Akteur auf dem internationalen Kaffee-Bankett, dass dortige Schwankungen oder Krisen während der Ernte direkten Einfluss auf den internationalen Markt und dessen Preise haben.

Neben den hohen Exportmengen ist Brasilien im Jahr 2022 auch das zweitstärkste Land, wenn es um den eigenen Kaffeekonsum geht.

Kaffee ist in der brasilianischen Kultur allgegenwärtig. Am “Cafezinho” kommst du als Besucher nicht vorbei, sei es im Café an der Straßenecke, beim Geschäftsbesuch oder bei Treffen mit Freunden. Die Locals trinken ihren Kaffee kräftig und dunkel geröstet, schnell im Stehen am Tresen oder nachmittags in der Sonne.

Wallart in Brasilien

Kaffeeanbau in Brasilien

Nirgendwo wird so viel Kaffee produziert, exportiert und professionell angebaut wie in Brasilien. Seit 150 Jahren führt Brasilien die Liste der weltweiten Anbauländer an. Auf insgesamt 2,3 Mio Hektar Kaffeeanbaufläche wird eine große Vielfalt von Arabica-Varietäten angebaut. Nur ein geringer Teil wird für den Anbau von Robusta Pflanzen (in Brasilien als “Cornillon” bezeichnet) genutzt. Doch mit vielen Anbaumethoden steht das Land seit Jahren in der Kritik: Monokulturen, ausgelaugte Böden, hohe Einsätze von Pestiziden und Fokus auf Quantität statt Qualität werden den Farmern vorgeworfen.

Daher war es uns ein besonderes Anliegen, vor Ort nachhaltige Partner zu finden. In den letzten Jahrzehnten hat sich diesbezüglich einiges getan. Mittlerweile liegen Vorschriften seitens der Regierung vor, die Großfarmer dazu verpflichten, einen bestimmten Anteil ihres gesamten Grundstücks als Mischwald zu erhalten, um die lokalen natürlichen Pflanzenarten zu fördern. Hinzu kommt ein zunehmend bewussterer Einsatz von Düngemitteln, mit denen besser auf die individuellen Ansprüche der Böden eingegangen wird.

Anders als in afrikanischen Ländern arbeiten hier Farmer eigenständiger und selten in Kooperativenverbänden zusammen.

In ganz Brasilien verdienen mehr als 287.000 Farmer ihr Leben durch den Anbau von Kaffee, wobei mehr als 85 % der Farmen aus sogenannten Small Holder Farmern bestehen, die bis zu 20 Hektar Land oder weniger besitzen. Auf unserer ersten Reise 2018 besuchten wir Farmen unterschiedlicher Größen, damit wir uns ein umfassendes Bild der brasilianischen Kaffeewelt machen konnten.

Professioneller Anbau und maschinelle Ernte

Brasilien ist 28-mal so groß wie Deutschland und besteht aus insgesamt 27 Bundesstaaten. In 16 von ihnen wird Kaffee angebaut. Die Größe des Landes und die unterschiedlichen Klimazonen und Bodenbedingungen machen brasilianischen Kaffee unglaublich vielseitig. Der Kaffeeanbau findet in den Regionen Minas Gerais, São Paolo, Espírito Santo, Paraná, Bahia und Rondônia statt, wobei sich der Anbau von Robusta lediglich an der Küste in Bahia und im Amazonas Gebiet Rondônia erstreckt.

Die Erntezeit in Brasilien findet einmal im Jahr je nach Region von Mai bis September-Oktober statt.

Anders als wir es in afrikanischen Ländern oder in Kolumbien kennenlernten, wird der Großteil des brasilianischen Kaffees maschinell oder semi-maschinell geerntet. Die maschinelle Ernte erfolgt effizienter und schneller als die Ernte von Hand, da die Kaffeekirschen von den Ästen der Bäume einfach abgeschüttelt werden. Dadurch wird jedoch nicht zwischen den unterschiedlichen Reifegraden der Kirschen unterschieden. Aufgrund des Gewichts und der Dichte der Kirschen trennt die Maschine die Kirschen ihrer Reife entsprechend. Falls grüne (= unreife) Kirschen mit roten (= reifen) Kirschen vermischt werden, mindert dies die Qualität des Kaffees, sodass die Kirschen nach der Ernte durch zusätzliche Maschinen in unterschiedliche Reifegrade separiert werden müssen. Die Voraussetzung für die Maschinen dieser Art sind ebene Anbauflächen. Da solche Maschinen sehr kostspielig sind, werden sie vor allem auf großen Farmen eingesetzt und weniger von Kleinfarmern. Die semi-maschinelle Ernte erfolgt hier vielerorts durch kleinere elektrische Geräte, die sanft an den Ästen rütteln, wodurch die reifen Kirschen auf den Boden oder in Netze unter den Bäumen fallen. Anschließend werden die Kirschen manuell nach Reifegrad sortiert.

Je nachdem wie der Kaffee aufbereitet ist, wird er direkt nach der Ernte (natural) oder Verarbeitung (pulped natural) für mehrere Tage in der prallen Sonne getrocknet. Dies geschieht meist direkt auf dem Boden. Dafür findet man auf Farmen große betonierte Flächen sogenannten “Drying Patios” vor, auf denen die Bohnen während der Erntezeit für ca. drei Tage zum Trocknen ausliegen. Danach werden sie häufig noch in Trocknungsmaschinen auf die gewünschte Restfeuchtigkeit fertig getrocknet.

So vielfältig schmecken brasilianische Kaffees

Klassischerweise schmecken brasilianische Kaffees sehr schokoladig und nussig. Das Spektrum reicht von Milchschokolade und Haselnuss bis Zartbitterschokolade und Paranuss. Brasilianischen Farmern wurde in Bezug auf den Anbau ihrer Kaffees lange unterstellt, mehr Wert auf Quantität als auf Qualität zu legen. Wir durften uns in zahlreichen Cuppings vom Gegenteil überzeugen. Bei besseren Qualitäten kommen komplexe Aromen von Trauben, getrockneten Früchten wie Aprikose oder Feige zum nussigen Geschmack dazu. Je nach Aufbereitungsmethode kann auch eine markante Säure auftreten, die dem Kaffee eine tolle Lebendigkeit verleiht. So konnten wir auch Kaffees probieren, die uns an reifen Pfirsich, Mango und Kiwi erinnert haben.

Wir freuen uns, dass wir in Brasilien zuverlässige Partner gewinnen konnten, die erstklassigen Kaffee produzieren. Im Laufe der Jahre haben wir mit verschiedenen Farmer:innen zusammengearbeitet: Yirga Santos war der erste Espresso, den wir aus Brasilien bezogen haben. Er ist ein Blend, nur 25 % der Bohnen stammen aus Brasilien, genauer gesagt von der Kooperative APAS in der Mantequiera de Minas Region im Bundesstaat Minas Gerais im Südosten des Landes. Die Kooperative ist kleinbäuerlich strukturiert und die Farmer:innen legen nicht nur Wert auf höchste Kaffeequalität, sondern in gleichem Maß auf faire Produktionsbedingungen. Das Anbaugebiet liegt auf ca 1.200 m Höhe, wo der Kaffee sorgfältig geerntet und verarbeitet wird. Die Kaffeekirschen trocknen nach der Ernte in der Sonne (Aufbereitung „natural“), sodass der Kaffee eine reife Süße entwickelt und eine herrlich schokoladige Note mit sich bringt.

Von derselben Kooperative beziehen wir seit 2018 unseren (gleichnamigen) APAS als Microlot. Unsere enge Beziehung zur Plantage Daterra begann im selben Jahr, als wir den Cerrado in unser Portfolio aufnahmen, eines unserer bis heute beliebtesten Produkte.

Unsere Kaffees aus Brasilien!

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