Lupinen Kaffee Test
#Rezepte

Lupinenkaffee ja oder nein – Ein Streitgespräch

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Stephan Eicke

Ein Beitrag von Stephan Eicke in der Kategorie #Rezepte vom 28. Dezember 2021

Lupinenkaffee erfreut sich als Alternative zu Bohnenkaffee wachsender Beliebtheit. Fans des Getränks behaupten, es sei magenschonend und ohnehin bekömmlicher, weil es koffeinfrei ist. Und am wichtigsten: Es käme dem Geschmack von Bohnenkaffee nahe. Ich habe das mal getestet und anschließend meinen skeptischen Kollegen Jan von meiner Meinung überzeugt.

Woher kommt eigentlich aktuell dieser Hype um Lupinenkaffee?

Der Hype ist glaube ich nur gefühlt. Emotionale Wahrheit, sozusagen. Tatsächlich haben ja schon Menschen im alten Ägypten vor tausenden von Jahren warmen Lupinensaft getrunken, bevor der Begriff Kaffee überhaupt existierte.

Die Menschen im alten Ägypten haben aber keinen Social Media Hype darum veranstaltet.

Einen Social Media Hype sehe ich jetzt aber auch nicht. Was wir dank Google Analytics allerdings feststellen können ist, dass sich die Zahl der Menschen, die nach Lupinenkaffee googlen, von Dezember 2017 bis Dezember 2020 verdoppelt hat.

Lupinen Kaffee Test

Aha!

Ja, wenn du das Hype nennen willst. Ich glaube, dass es mit einem veränderten Verständnis von Nachhaltigkeit zusammenhängt, mit Slow Food und dem vermehrten Verzehr von lokalen Lebensmitteln. Lupinen werden regional angebaut, müssen nicht aus Afrika oder Kolumbien importiert werden.

Ist das der einzige Vorteil?

Die Pflanze ist vom Klimawandel nicht so stark betroffen, da nicht so empfindlich wie Kaffeepflanzen. Lupinen verbrauchen als Hülsenfrüchte auch weniger Wasser. Und der daraus gewonnene Kaffee ist koffeinfrei.

Da kann man ja auch koffeinfreien Kaffee trinken.

Kann man. Fans behaupten, er komme dem Geschmack von Bohnenkaffee sehr nahe. Ich habe gerade das hier gelesen: “Kaffeeähnliche Getränke zeichnen sich dadurch aus, dass die jeweiligen Zutaten wie Kaffeebohnen geröstet, gemahlen sowie als Aufguss zubereitet werden und auch in Bezug auf das Aroma und den Geschmack dem Bohnenkaffee nahekommen.”

Stimmt das denn?

Aroma und Geschmack von Lupinenkaffee kommen dem Bohnenkaffee so nahe wie der Geruch meiner getragenen Socken dem Duft von einem Rosengarten nahekommt. Ihnen ist lediglich gemein, dass beide Gerüche sind.

Lupinen Kaffee Test

Hast du ihn überhaupt probiert?

Natürlich. Es gibt Lupinenkaffee als Filter- und als Espresso-Röstung. Bei der Marke, die ich getestet habe, war der Espresso-Roast bereits gemahlen. Der Filter-Roast bestand aus ungemahlenen Lupinen. Die sehen so aus wie Hasenköttel, riechen aber tatsächlich nicht schlecht. Es ist wie eine Mischung aus Frühstücksflocken und Popcorn.

Mhmhm, Popcorn.

Schmeckt nur leider nicht wie Popcorn. Wollen wir mal zusammen testen? Du glaubst mir ja eh nicht.

Du neigst halt immer zu Übertreibungen.

Das hast du schon eine Milliarde Mal gesagt.

Lupinenkaffee unterscheidet sich allein schon optisch vom Bohnenkaffee. Die Lupinen sind kleiner, runder. Wie werden die überhaupt verarbeitet?

Ganz ähnlich wie Kaffeebohnen, tatsächlich. In Deutschland werden ausnahmslos Süßlupinensamen verarbeitet, weil die über einen sehr geringen Alkaloidgehalt verfügen, gesundheitlich also unbedenklich sind. Die müssen komplett ausgereift sein, bevor sie geerntet werden. Dann werden sie geröstet wie Kaffee auch. Wie lange und bei welcher Temperatur, hängt von den Röstereien ab. Einige Hersteller rösten ihren Lupinenkaffee bei rund 150 °C für 40 bis 45 Minuten. Andere beginnen mit der Röstung bei 75 °C, erhöhen die Temperatur dann aber auf bis zu 205 °C im Laufe der knapp 20-minütigen Röstung.

Traditioneller Kaffee links, Lupinenkaffee rechts

Ich merke schon, du hast dich da richtig eingelesen.

Naja, es ist schon ein interessantes Thema. Lupinenkaffee, sein Anbau, Transport und Verarbeitung sind wesentlich umweltschonender als es bei traditionellem Kaffee der Fall ist. Wenn Lupinenkaffee auch noch gut schmecken würde, wären alle glücklich.

Du bist aber auch ein miesepetriger Kaffee-Schnösel.

Mag sein. Das macht Lupinenkaffee aber weder besser noch schlechter. Damit du dich überzeugen kannst: Die Kaffee-Röstung ist noch nicht gemahlen, das machen wir selber. Lupinen sollten immer etwas gröber gemahlen werden als herkömmlicher Kaffee. Wie du ihn zubereitet, ist dabei egal, denn Lupinenkaffee eignet sich für den Filter, die French Press, den Siebträger und Vollautomaten. Schmeckt alles gleich … gut.

Ist es wenigstens gesund?

Das ist alles relativ. Lupinensamen sind sehr proteinreich, haben viele Kohlenhydrate und Ballaststoffe. Die schlechte Nachricht ist, dass die alle im Kaffeesatz bleiben, das heißt, du nimmst sie nicht auf, da du nur den Aufguss trinkst. Es sei denn, du willst dir den Lupinensatz über deinen Salat streuseln. Der Lupinenkaffee, den wir zubereiten, ist mit dem EU-Biosiegel ausgezeichnet und wurde nicht chemisch behandelt.

Lupinen Kaffee Test

Und wir brühen ihn mit dem Handfilter jetzt genauso auf wie “normalen” Kaffee?

Ja. Wie du schon siehst, läuft Lupinenkaffee wegen des gröberen Mahlgrades wesentlich schneller durch als herkömmlicher Kaffee. Das mag an der Dichte liegen. Wässerig wird er trotzdem nicht schmecken, er ist kräftig genug.

Prost.

Cheers.

Das schmeckt ja grauenhaft.

Aha. Aber ich übertreibe ja immer. Lupinenkaffee schmeckt, als kaue man auf einem verbrannten Popcorn, auf diesen kleinen Kugeln, die nicht aufgegangen sind. Es ist schon ein ziemlich beißender Geschmack, der nichts von dem Frühstücksflocken-Duft hat, den ich ganz attraktiv fand. Die gute Nachricht ist, dass du ihn mit Mandelmilch entschärfen kannst. Er schmeckt dann nicht so bitter, und mit zwei Schüssen Milch ist er gut bekömmlich. Das Popcorn-Aroma kommt heraus und passt gut zur Mandelmilch. Mit Kaffee hat es dann nur nichts mehr zu tun. Lupinenkaffee steht zu herkömmlichen Kaffee wie ein veganes Schnitzel zu einem Wienerschnitzel.

Ich möchte diese Debatte jetzt nicht führen.

Wie’s dir passt. Hast du jetzt Lust auf Lupinen-Espresso?

Lupinen Kaffee Test

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Ein bisschen neugierig bin ich schon.

Die dunklere Espresso-Röstung, die wir verwenden, ist bereits gemahlen, wirkt allerdings verdächtig grob für einen Espresso. Ich hatte das Mahlgut noch einmal in die Commandante geworfen, geschmacklich macht es aber keinen großen Unterschied. Wir können also ruhig das Mahlgut in den Siebträger legen, wie es geliefert wurde. Auch hier gilt nichts besonderes zu beachten, du bereitest Lupinen-Espresso zu wie herkömmlichen Espresso und hoffst das Beste.

Hoffe das Beste, erwarte das Schlimmste.

Deine Kommentare sind mir eine große Hilfe. Wir beobachten hier im Siebträger dasselbe Phänomen wie beim Handfilter: Der Lupinenkaffee läuft zu schnell durch, der Espresso in 10 Sekunden statt in 25, wie es bei herkömmlichen Kaffee der Fall ist. Außerdem fällt sofort auf, dass er nur wenig bis keine Crema hat.

Um Gottes Willen, der Espresso schmeckt ja noch schlimmer als der Kaffee.

Meine Meinung. Er ist bitter, wirkt verbrannt, und schmeckt wie alte Autoreifen – und nicht wie die guten von Michelin.

Traditioneller Espresso links, Lupinenespresso rechts

Der Espresso ist ungenießbar, auch mit Milch. Der Kaffee ist mit Mandelmilch ganz smooth und angenehm, nur pur möchte ich ihn nie wieder trinken.

Du glaubst mir ja nie.

Es ist nicht so, dass ich dir nicht glaube. Du übertreibst eben nur oft. Wenn du sagst, du warst mit Scarlett Johansson im Chateau Marmont in Los Angeles Trüffel essen, glaube ich, du warst mit deiner Tante an einem überdachten Imbiss in Bad Kissingen wässrigen Spargel schlürfen.

Mach dich ruhig lustig. Bleiben wir also bei “unserem” Kaffee?

Komm, ich lad’ dich auf einen Pumpkin Spice Latte ein.

Lupinen Kaffee Test

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