Zubereitung von Filterkaffee mit dem Handfilter.
#Gerüchteküche

Gerüchteküche XII: Ist Kaffee krebserregend?

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Stephan Eicke

Ein Beitrag von Stephan Eicke in der Kategorie #Gerüchteküche vom 4. Juli 2022

In unserer Reihe “Gerüchteküche” nehmen wir uns regelmäßig Mythen im Bereich Kaffee an, die sich bereits seit langer Zeit halten. Hier untersuchen wir, ob sie komplett erfunden sind oder ob an ihnen nicht doch etwas dran sein könnte.

Die zwei Mythenkiller:
Stephan, Content Creator, und Jan, Content Strategist

Gerüchte, Mythen, Legenden
über Espressomehl und Kaffeesatz
Lasst uns etwas Wissen spenden,
hier hat alles seinen Platz

Gerüchteküche mit Jan und Stephan

Jan: Guten Morgen, Stephan. Wie geht es dir heute?
Stephan: Es geht so. Ich habe so ein Zwicken an der linken Seite. Am Bauch. Ich glaube, ich sollte gleich mal zum Arzt und das checken lassen.
Jan: Du bist ja auch ein Hypochonder. Letzte Woche dachtest du, du hättest Hautkrebs, dabei war es nur ein blauer Fleck. Die Woche davor warst du überzeugt, blind zu werden, hattest aber nur vergessen, deine Sonnenbrille abzunehmen.
Stephan: Ich finde, man kann nicht genug auf seine Gesundheit achten.
Jan: Das bringt uns gleich auf unser aktuelles Thema, denn wir haben diese Nachricht über Instagram bekommen:

Hey, ich hab mal gehört, Kaffee kann Krebs erzeugen. Stimmt das?

Jan: Das ist doch genau das richtige für dich. Lass uns diese steile Theorie mal genauer untersuchen.
Stephan: Alles klar. Danach gehe ich aber zum Arzt. Wenn ich diesen Monat noch einmal gehe, habe ich eine volle Bonuskarte.

Das Gerücht

In geröstetem Kaffee stecken krebserregende Stoffe, die durch den Röstprozess freigesetzt werden und bei hohem Konsum schädlich sind für den menschlichen Körper.

Der Versuch

Ein Selbstversuch scheidet hier aus, aber wir vertiefen uns in verschiedene wissenschaftliche Studien, die zu dem Thema in den letzten Jahren angestrengt wurden. Einen Mangel an Untersuchungen gibt es nicht: Knapp 1.000 Studien haben sich der Frage angenommen. Frühe Untersuchungen behaupteten, dass Röstkaffee das Risiko erhöht, an Krebs zu erkranken. Doch aktuellere Studien widerlegen dies, weisen sogar nach, dass Kaffee vor verschiedenen Arten von Krebs schützen kann. Dies traf besonders auf Menschen zu, die vier bis sechs Tassen pro Tag tranken. Mehrere Studien zogen das Fazit, dass diese Probanden besser vor Prostatakrebs, Leberkrebs, Rachenkrebs und anderen Arten von Krebs geschützt waren.

2016 untersuchte die World Health Organization, ob Kaffee Karzinome verursachen kann. Das Ergebnis: “Die Arbeitsgruppe fand keine Belege für den karzinogenen Effekt vom Kaffeegenuss. Allerdings fanden die Expert:innen heraus, dass der Konsum von sehr heißen Getränken bei Menschen wahrscheinlich zu Magenkrebs führen kann.”

Die Trinktemperatur hat jedoch nichts mit den Eigenschaften von Kaffee an sich zu tun.

Die Erklärung

In Kaffee stecken mehrere Stoffe, die positive Eigenschaften besitzen, wie wir in verschiedenen Artikeln bereits aufgearbeitet haben. Kaffee ist gut fürs Herz, sorgt für mehr Energie, und fördert die Konzentration. Das liegt an Koffein, Flavonoiden und Polyphenolen, die in Röstkaffee enthalten sind. Gerade letztgenannte verfügen über entzündungshemmende Eigenschaften und verhindern Metastasenbildung. Die soeben zitierten Wissenschaftlerinnen Susan Gapstur und Marjorie McCullough von der American Cancer Society weisen außerdem darauf hin, dass der Konsum von Kaffee mit einem verminderten Risiko assoziiert wird, an Typ 2-Diabetes zu erkranken; einer Krankheit, die wiederum mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht wird, Magenkrebs, Darmkrebs, Leberkrebs und Brustkrebs zu entwickeln. Da jedoch andere Faktoren im Lebenswandel eine bedeutende Rolle spielen, ist die konkrete Beweislage in Bezug auf die Wirkung von Kaffee hier noch dünn.

Also alles gut? Kaffee beinhaltet auch Acrylamid, einen chemischen Stoff, der während des Röstprozesses entsteht. Wissenschaftler vermuten, dass Acrylamid aus der Maillard-Reaktion entsteht, die stattfindet, wenn Zucker und Aminosäuren über 120 °C erhitzt werden. Acrylamid wird unter anderem zur Herstellung von Plastik genutzt und ist für den menschlichen Körper definitiv schädlich.

Doch wie bei so vielem kommt es auf die Menge an: Tierversuche haben ergeben, dass der Stoff Krebs erregen kann, allerdings war die Dosis, die Tieren für das Experiment verabreicht wurde, 1.000 bis 10.000 mal höher als jene, die Menschen durch ihre Ernährung zu sich nehmen. Dieselbe Studie wies darauf hin, dass der menschliche Körper den Stoff auch anders verarbeitet: Der Stoffwechsel bricht ihn so herunter, dass der Mensch weniger Acrylamid aufnimmt als beispielsweise eine Ratte es tut. Einen wissenschaftlichen Beleg, dass Acrylamid beim Menschen Krebs erzeugt, gibt es bislang nicht. Gleichzeitig kann nicht ausgeschlossen werden, dass dem so ist.

Das Fazit

Jan: Na? Hast du gerade eine Tasse Kaffee getrunken und bist gleich zum Onkologen gerannt?
Stephan: Nein, bin ich nicht. Nach dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand gibt es keine Belege dafür, dass Kaffee Krebs erzeugt.
Jan: Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse haben dich aber auch nicht davon abgehalten, sofort ein Langzeit-EKG anzufordern, nachdem du dich letzte Woche erschreckt hattest.
Stephan: Ich hatte meine Gasrechnung bekommen.
Jan: Wie dem auch sei. Kaffee hat positive Eigenschaften: Eine Studie hat gezeigt, dass jene Menschen, die ihren täglichen Kaffeekonsum um zwei Tassen erhöht haben, ein um 40 % geringeres Risiko hatten, an Leberkrebs zu erkranken. Daher lehne ich mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, wir sind sicher.
Stephan: Sind wir nicht, aber das hat nichts mit Kaffee zu tun. Niemand ist jemals sicher.
Jan: Ich beende das Gespräch jetzt hier.
Stephan:

Herein in die Gerüchteküche

Woche für Woche gehen unsere Mythenjäger den beharrlichsten Gerüchten, der gepflegten Pseudowissenschaft und den gefühlten Wahrheiten rund um’s Thema Kaffee auf den Grund. Finde heraus, was sie bisher so alles herausgefunden haben.

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