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Auf einen Kaffee mit Tiringo

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Seit letztem Jahr arbeiten wir eng mit der Hilfsorganisation “Welthungerhilfe” zusammen. Tiringo Kinfegabriel ist Wasser- und Hygieneexpertin der Welthungerhilfe in Äthiopien. Tiringo und ich trafen uns auf einen Kaffee, um über ihre Arbeit in Äthiopien zu sprechen.

Tiringo Kinfegabriel (fathers) Altaye (grandfathers) ist 35 und Wasser- und Hygieneexpertin der Welthungerhilfe in Äthiopien. Wir arbeiten eng zusammen. Bei unserem Treffen sitzt sie gerade mit ihren Kollegen beim Mittagessen – eine lockere, ausgelassene Runde, die kurz vor den anstehenden Wahlen über Politik, Wirtschaft und das Leben in Addis heiter diskutiert. Tiringo ist schon viel gereist, aber sie wird niemals von hier wegziehen. Sie liebt ihr Land, die Gewohnheiten, die Menschen, auch wenn sie viele Schwachstellen sieht. Kaffee mag sie nur richtig schwarz und mit 2 ½ Löffeln Zucker, so wie fast jeder Äthiopier. Den Kaffee selbst schmeckt man da nicht mehr – ich bin jedes Mal wieder verblüfft.

1. Tiringo, erzähl uns etwas über dich.

“Seit 6 Jahren sehe ich die Welt anders, mein Leben hat Bedeutung bekommen…”

Ich bin mit 7 Geschwistern in einer großen Familie am Rand von Addis Ababa aufgewachsen. Mein Vater ist leider vor ein paar Wochen gestorben, er war ein bekannter Priester in der Orthodoxen Kirche. Ich mag meine große Familie, sie macht mich glücklich und wir sind alle sehr offen miteinander. Mein Mann ist so alt wie ich, er hat sein eigenes kleines Bauunternehmen und wir haben zwei Mädchen (2 und 6). Durch meine Kinder sehe ich mein Leben anders. Ich arbeite hart, damit ich meinen Kinder ein gutes Leben ermöglichen kann und sie studieren können, das ist nicht selbstverständlich. Deshalb habe ich aber auch noch nicht mehr Kinder. Es ist hart, einen guten Babysitter zu bekommen und ich möchte mich auch noch weiterbilden. Für eine gute Ausbildung müssen wir alle sehr hart arbeiten.

2. Wie bist du Hygiene Expertin geworden?

Ich bin vor Jahren zufällig Hygiene Expertin geworden. Ich war High School Studentin und die Regierung hat in dieser Zeit bestimmt, wohin man versetzt wurde, abhängig von den Noten. Ich war eine sehr gute Studentin und wurde in den Süden Äthiopiens geschickt, meine erste Zeit außerhalb von Addis. Ich habe dort später eine Uni mit Schwerpunkt Ingenieurswesen besucht und durfte mich durch den guten ersten Abschluss auf Public Health spezialisieren. Das war quasi eine Weisung von Gott – ich bin sehr glücklich darüber und dankbar. Nach dem Studium arbeitete ich für zwei Jahre als Ärztin in einem Regierungskrankenhaus, daraufhin verschlug es mich zu einer kanadischen NGO, wo ich als Koordinatorin für das Gesundheits- und Nahrungsprogramm zuständig war. Schließlich führte mich mein Weg zu der Welthungerhilfe, wo ich mittlerweile seit 8 Jahren beschäftigt bin. Neben dem Job bilde ich mich weiter und versuche besser zu werden. Ich weiß mittlerweile, dass es nicht wichtig ist, alles zu können, sondern das, wo ich wirklich gut drin bin und Menschen helfen kann. Die Weiterentwicklung von Hygiene- und Sanitärmaßnahmen würde in Äthiopien meiner Meinung nach allein schon viele Probleme, wie viele Krankheiten, beseitigen.

3. Was ist die größte Herausforderung in deinem Job als Hygiene Expertin?

„Als erstes musst du die Einstellung und Gewohnheiten von Menschen ändern (first change peoples attitude and mindset).“

Wir können in Äthiopien noch so viele Brunnen bauen und Trinkwasserquellen aufarbeiten, wenn Menschen nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Das Wasser kann noch so sauber sein, auf dem Weg bis zur Nutzung können viele neue Krankheitserreger ins Wasser gelangen – Fliegen mit Fäkalien, weil die Latrinen falsch benutzt werden, Keime durch fehlendes Händewaschen, und so weiter. Eines meiner schlimmsten Beispiele der letzten Wochen war, als ich in einem Krankenhaus im Norden Äthiopiens war. Durch die Dürre hatte das Krankenhaus, was für über hunderttausend Menschen zuständig ist, seit 7 Tagen kein laufendes Wasser und die Tanks waren leer. Der Geruch war unerträglich, die Arztkleidung konnte nicht gereinigt und Menschen nicht gewaschen werden. Diesen Anblick werde ich niemals vergessen. Wenn Menschen solche Zustände irgendwann als gewöhnlich akzeptieren, empfinden sie diesen als normal. Genau dies darf nicht passieren und wir müssen gemeinsam die Einstellung ändern und den Menschen deutlich machen, wie wichtig Wasser ist, aber vor allem der richtige Umgang mit diesem. Ohne Änderung der Einstellungen und Aufklärung zu Hygiene werden wir im ganzen Land keine Besserung der Gesundheitssituation erreichen.

4. Wie empfindest du die Zusammenarbeit mit Coffee Circle?

Das neue Projekt mit Coffee Circle ist für uns alle eine Bereicherung. Zunächst ist es für uns eine ganz neue Region in Äthiopien, die wir bisher nicht kannten. Durch den Aufbau eines gemeinsamen, erfahrenen Teams können wir Synergien nutzen und große Wirkung entfalten. Wir sind es gewohnt, Funds zu bekommen und mit diesen zu arbeiten. Jetzt arbeiten wir mit einem Team zusammen, dass Funds gibt und das Projekt sehr stark zusätzlich vorantreibt. Wir diskutieren neue Ideen, sind gegenseitig offen für professionelle Ratschläge und arbeiten sehr transparent miteinander – das gefällt mir gut. Für mich ist es noch ungewöhnlich mit einem Social Business zu arbeiten, aber diesen Ansatz sollten endlich mal mehr Firmen verfolgen. Durch die Kombination mit dem Kaffee sind unsere Zielgruppen viel stärker involviert und motiviert, sie wollen aktiv am Projekt partizipieren, was für uns eine nachhaltige Umsetzung ermöglicht und die langfristige Übernahme des Projektes. Der Impact wird so viel stärker sein.

5. Was ist deine Vision im Hygiene-Bereich?

Ich weiß, dass wir in Äthiopien ein Meer voller Probleme haben, aber Hygiene ist eines, das wir ohne fremde Hilfe lösen können. Wir können es gemeinsam schaffen, die Menschen vor verunreinigtem Wasser zu schützen. Wir brauchen nur Vorreiter, mit der richtigen Einstellung, die dies ihren Dörfern vorleben können. Das schaffen wir nur gemeinsam.

Ich liebe mein Land, die Menschen, die Kulturen und werde immer dafür kämpfen, dass kein Kind mehr sterben muss, weil wir es nicht schaffen, unsere Einstellung und Verhalten zu ändern.


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